Die ostdeutsche Motorradschmiede MZ hat mit der 125 SM einen pfiffigen Supermotard-Flitzer für die Kurvenhatz auf Teer im Programm. Sein Einzylinder-Viertaktmotor brummt kernig, ist pflegeleicht und anspruchslos, und das Fahrwerk ist jederzeit Herr der Lage. Eine treue Seele mit hohem Spassfaktor, ideal für Einsteiger, die nicht in Racinghaltung buckeln mögen!
«Ein Viertakter?!», fragt ein Kollege erstaunt und begeistert zugleich, als ich die MZ starte. Ja, die Viertakter halten auch in der Einsteigerklasse immer mehr Einzug. Schluss mit den qualmenden Auspuffen, dem existenziellen Zweitakt-Öl-Nachfüllen, den stinkenden Töffjacken und dergleichen. Stattdessen gibts einen gefälligen Sound, der den Einsteiger nicht bei jedem Laien als 125er-Pilot blossstellt.
Ansprechende Optik
Auch optisch gibt die MZ 125 SM einiges her. Die eckig-zackigen Plastikteile erinnern zwar etwas an jene der KTM-Offroader, doch wozu die Welt neu erfinden, wenn die Österreicher bereits getestet haben, wonach dem Volk der Sinn steht. Trotzdem haben die Sachsen ihrem neuen Flitzer mit zusätzlichen Kanten und seitlichen «Kiemen» noch das gewisse Etwas verliehen. In Metallicblau wirkt er besonders Edel.
Die 17-Zoll-Räder des «Street Bikes» unterstreichen einerseits das trendige Outfit, sorgen aber vor allem für Handlichkeit und im Zusammenhang mit den breiten Reifen für Grip. Mit «hipper als Hip-Hop, technischer als Techno und so trendy wie nur irgendwas« beschreibt MZ ihren Einsteiger selbstsicher.
Ausstattung
Die Sitzposition ist angenehm aufrecht, die schmale, weit nach vorne gezogene Sitzbank belastet das Sitzleder des Piloten nicht übermässig. Unter den Gummiaufsätzen der Fussrasten verbergen sich scharfe, griffige Zacken, die fürs Grobe den nötigen Halt geben. Die Spiegel sorgen für ordentlich Rücksicht.
Die vollständigen Lenkerarmaturen mit hochverlegtem Choke-Hebel sind funktionell. Zentral gibt es ein zeitgemässes Zünd-Lenkschloss. Das Cockpit verfügt über Tacho mit Kilometerund Tageskilometerzähler, auf einen Drehzahlmesser wird aber verzichtet. Die Kontrollleuchten für Blinker, Neutralstellung, Fernlicht, Wassertemperatur und Öldruck verlieren, wenn die Sonne über die Schulter scheint, ihre Auffälligkeit.
Moderner Motor
Der l25erViertakter von MZ, der in der RT 125 (Vorstellung in MSS 04/2000) seine Feuertaufe hatte, verfügt über vier Ventile und zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC). Per Knopfdruck wird der Brummer zum Leben erweckt, in kaltem Zustand gelingt dies jedoch nur bei gezogenem Choke. Aus der Edelstahlauspuffanlage ballert ein ansprechender, aber nie aufdringlicher Sound. Gemütlich schnurrt die SM durch die Innenstadt.
Reisst man das Gas voll auf, röhrt sie ab mittleren Drehzahlen rasant Richtung Begrenzer. Bis 80 kin/ h beschleunigt die SM zügig, danach zieht sie etwas träger weiter bis 110 km/h. Selbst verkriechen hinter der Lampenmaske, Rückenwind oder starkes Gefälle bringen die MZ kaum über 120 km/h, denn dort setzt der Drehzahlbegrenzer ein. Eine andere SM wurde von Kollegen zwar auch schon mit 138 km/h gemessen, diese hatte zuvor aber offensichtlich und trotzdem unerkannt - eine Leistungskur von MZ-Importeur und TuningPapst Fritz W Egli erhalten.
Sowohl Sechsgangschaltung wie Kupplung funktionieren leichtgängig. Trotz einer Ausgleichswelle sind aber Vibrationen deutlich spürbar.
Stopper
Besonders stark ist die MZ auf der Bremse. Hinten packt der Doppelkolben Bremssattel eine 220-mm-Scheibe, vorne beisst ebenfalls eine Doppelkolbenzange äusserst effizient in die
ausgewachsene 280-mm-Stahlscheibe. Beide Bremsanlagen profitieren zudem von ihren Stahlflexleitungen, die für einen sauberen Druckpunkt und gute Dosierbarkeit sorgen. Wir können dem MZ-Slogan «Da kann sich manche Bremse eine Scheibe abschneiden» nur zustimmen!
Scharfe Kurven
Eine der Stärken der SM ist das Fahrwerk. Die MZ ist vergleichsweise straff gefedert, schluckt die meisten Schläge aber dennoch grosszügig. Die Dämpfung ist zwar nicht verstellbar, wird den
Ansprüchen im Alltag aber locker gerecht. Willig lässt sich die vollgetankt nur 128 Kilo schwere MZ durchs Kurvenlabyrinth zirkeln, ist fast schon überhandlich. In schnellen Kurven, die sie besonders liebt, bleibt sie trotzdem zielgenau. Dabei lässt sie sich auch von übleren Unebenheiten kaum aus der Ruhe bringen.
Preiswertes Spassmobil
Auf der Mängelliste der MZ steht das Fehlen von Gepäckträger und Helmschloss. Weder Brems- noch Schalthebel sind klappbar, und auch die Blinker sind nicht flexibel und müssen wohl nach jedem kleineren Umfaller ersetzt werden.
Der Einsteiger bekommt aber für den fairen Preis von 6300 Franken ein faszinierendes Motorrad, das optisch und akustisch einiges hergibt, aber auch auf der Tour viel Spass macht.